Freiwilligendienst Pastoral: Freiwilliges Soziales Jahr in Kirchengemeinden
Was bringt Kirchengemeinden ein Freiwilligendienst und das FSJ pastoral (neu Freiwilligendienst Pastoral)?
Martin Wunram, Pastoralreferent der katholischen Kirche Ludwigsburg, erzählt im Gespräch von seinen Erfahrungen mit dem Freiwilligendienst.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, eine FSJ-Stelle einzurichten?
Martin Wunram: "Ein junger Mensch bringt neuen Wind, neue Ideen und auch einen anderen Blick mit. Das tut unserer Kirche gut. Viele Menschen wissen noch nicht, was sie später beruflich tun wollen: Da ist ein Freiwilliges Soziales Jahr eine gute Möglichkeit erstmal nach der Schule sinnvoll mit Menschen zu arbeiten und sich selber zu orientieren. Es gibt auch einen ganz praktischen Grund: Ehrenamtliches aber auch hauptberufliches Engagement in der Kirche freut sich über jede Unterstützung. FSJler haben viel Zeit: Arbeit im Team von FSJ und Ehrenamtlichen oder mit Hauptberuflichen macht einfach mehr Spaß!"
Welchen Mehrwert hat dies für Ihre Kirchengemeinde?
"Es ist ein Stück Lebendigkeit, das abfärbt auf die Arbeitsfelder, in denen die FSJler aktiv sind. Ehrenamtliche werden nicht einfach nur älter. FSJler legen ihr Gesicht von Kirche dazu. Das motiviert und spricht andere Menschen jeden Alters an."
Welche Aufgaben übernehmen Freiwillige bei Ihnen?
"Wir haben Freiwilligen in den sozialen Diensten, die beim Mittagstisch im Stadtteil fünfmal die Woche Essen ausgeben. Außerdem setzen wir Freiwillige in den sozialen Läden, wie dem Tafelladen und den Gebrauchtkleiderläden, ein. Sie arbeiten in der Demenzgruppe mit oder begleiten in der Nachbarschaftshilfe ältere Menschen. Jeder FSJler kann hier eigene Schwerpunkte setzen.
Außerdem gibt es den Aufgabenschwerpunkt Jugend und Jugendkirche, bei dem Freiwillige die Jugendarbeit unterstützen. Ob Ministrantenarbeit oder Smart-Coach - in der Jugendkirche brauchen wir Menschen, die da sind, wenn Jugendliche spontan vorbeikommen. Sie unterstützen die Jugendgottesdienste – oder ermöglichen es oft erst, dass diese stattfinden können. Zudem bieten wir verschiedene FSJ-Stellen in unseren Kinder- und Familienzentren. Dort betreuen und begleiten sie Kindergruppen und bereiten Oma-Opa Nachmittage vor."
Sie nutzen zusätzlich das Angebot FSJ pastoral. Was ist für Sie (als Kirchengemeinde) daran besonders interessant?
"FSJ pastoral ist ein Schnupperjahr in pastorale Arbeit. Da wird Kirche konkret und erfahrbar, dass Kirche sehr nah bei den Menschen ist!"
Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem FSJ allgemein und ggf. mit FSJ pastoral im Speziellen?
"Wichtig ist ein fester Ansprechpartner, der mit dem Freiwilligen Wege geht. Es muss klar sein, wer die Freiwilligen begleitet und deren Gegenüber ist. Dann wird es ein gutes Jahr für beide Seiten. Denn auch wir werden ein Jahr von jemandem, der uns verbunden ist, begleitet. Oft auch infrage gestellt. Das lässt eigenes pastorales Handeln oder auch unsere Sprache hinterfragen. Es hält jung! Es ist zudem schön, dass die Begleitkurse der Freiwilligendienste DRS gGmbH die jungen Menschen stark machen und bei ihrer Lebensorientierung unterstützen. Selbst, wenn nach dem Jahr ein ganz anderer Beruf und Lebensabschnitt folgt, bleiben Freundschaften und Kontakte - oft über Jahrzehnte."
Würden Sie anderen Kirchengemeinden ein FSJ (pastoral) weiterempfehlen?
"Wir können ein FSJ pastoral jederzeit empfehlen. Praktisch jede Kirchengemeinde hat Haushaltsreste. Mit diesen kann das Experiment starten. Das FSJ kann richtig belebend wirken. Danach hat eine Person Kirche wirklich kennengelernt. Warum sollten wir Menschen, die Lust auf Kirche haben, keinen Platz geben wollen?
Zuletzt: Ein junger Mensch sucht einen Ort und findet ihn - für einen Lebensabschnitt - in einem Miteinander. Er spürt Wertschätzung für sein „DA-Sein“ - oft das erste Mal richtig im Leben. Das macht erwachsen und mutig, auch eigene Wege zu gehen!"